Franz Spissinger mit Kollegen

Franz Spissinger – Leichtathletiklegende feiert seinen 90. Geburtstag

Turnverein Langenbrand

Unser verdientes Ehrenmitglied Franz Spissinger feierte am vergangenen Montag seinen 90. Geburtstag. Nicht zuletzt dank seines außergewöhnlichen Engagements und großen Trainingsfleiß konnte der TVL in den schwierigen Nachkriegsjahren etliche sportliche Erfolge und Rekorde feiern. Die Tatsache, dass Franz Spissinger seinen letzten Wettkampf im Jahr 2000 bestritt, zeugt einmal mehr von seiner sportlichen Spitzenklasse.

Zusammen mit unseren Glückwünschen möchten wir Franz Spissinger unseren Dank aussprechen für seinen unermüdlichen Einsatz als Sportler, Trainer, Funktionär, Handwerker, sowie als Freund und Förderer des Sports und der Sportler im oberen Murgtal!

Ehrung 2019 - Franz Spissinger

LAG Obere Murg

Am heutigen Montag feiert Franz Spissinger, Corona bedingt im Familienkreis, seinen 90. Geburtstag zusammen mit Tochter Heidrun und Sohn Peter und deren Familien. Franz Spissinger wurde am 17. Mai 1931 in Le Havre geboren. Grund war, dass sein Vater (auch Franz) nach der Fertigstellung der Schwarzenbach-Talsperre von der Baufirma „Siemens-Bauunion Berlin“ als Dampfbaggerfahrer angestellt wurde und so zu dieser Baustelle nach Frankreich kam. Dort wurden Franz und sein Bruder Robert geboren. Die Familie zog von einer Baustelle zur anderen. In Eisenach ließ sich der Vater 1937 von seiner ersten Ehefrau scheiden und heiratete 1938 Anna aus Oberschlesien. Ihre Heimat war während der Kriegszeit das zuhause der beiden Jungen, denn der Vater war im Kriegseinsatz. Zum Schluss des 2. Weltkrieges flüchtete die Familie zu Fuß zuerst nach Österreich. Von dort wurden sie weitergeleitet nach Coburg in Bayern. Nachdem der Bruder Robert sich alleine ins Murgtal durchschlug und dort den Vater schon beim Großvater antraf konnte der Rest der Familie auch den beschwerlichen Weg ins Murgtal antreten.

Weitsprung auf dem SportplatzDoch ein weiterer Halt gab es dann in Weisenbach, denn hier war Endstation denn die Eisenbahnbrücke über die Murg war gesprengt. So wurde im Schrankenwärterhäuschen übernachtet. Am nächsten Tag nahm sie dann ein Lkw – Fahrer mit nach Forbach. Der Jubilar erwähnte bei dem Gespräch zu diesem Beitrag, dass der Schulbesuch in dieser Zeit wie bei vielen anderen Altersgenossen sehr unregelmäßig war. Er trat dann beim „Schlosser- Willi“ in Forbach eine Lehre an, die auf Grund von mangelnden Aufträgen nicht beendet werden konnte. Inzwischen war sein Vater bei der Firma Holtzmann angestellt worden, so dass auch der Sohn die Chance bekam hier seine Lehre zu beenden. Dies zahlte sich aus, denn im Laufe seines Berufslebens wurde er der Fachmann für spezielle Aufgaben. So reichte er zahlreiche Verbesserungsvorschläge ein die auch von der Betriebsleitung umgesetzt wurden. Die Familie zog in die Arbeitersiedlung der Firma in Altenbach /Wolfsheck. Hier wurde nach der Arbeit auf dem Hof Fußball gespielt. Alle Kinder und Jugendlichen der Siedlung gingen durch die Fußballschule von Spissinger, dessen Lieblingsclub bis heute der 1 FC Nürnberg ist. Nach einem kurzen Intermezzo beim SV Forbach sprach ihn der Leichtathletikabteilungsleiter des TV-Langenbrand Erwin Wörner an. Damit begann eine sehr erfolgreiche Laufbahn. So wurde er schon 1951 Badischer Juniorenmeister beim Weit- und beim Dreisprung. Da in Langenbrand der Mehrkampf eine besondere Tradition hat, wurde der Jubilar vielseitig ausgebildet. Bis 1961 gewann er alle Titel im Kreis beim Zehnkampf und beim Internationalen Fünfkampf. Auch auf Turngauebene war er beim Deutschen Sechskampf nicht zu schlagen. 1956 gewann er in der Aktivenklasse bei den Badischen Meisterschaften den Internationalen Fünfkampf. 1967 siegte er im Alter von 36 Jahren nochmals, diesmal in der Mannschaftswertung mit Volker Wörner und Helmut Gerstner. Trainiert wurde auf dem kleinen Sportplatz Langenbrand mit 245 Meter Rundbahn. Zu dieser Zeit wurden Kreismeisterschaften, Bahneröffnungen und Vergleichskämpfe in Langenbrand ausgerichtet. Bei Mannschaftskämpfen waren drei oder vier Disziplinen an der Tagesordnung. So erinnert sich Franz an einen Wettkampf gegen das Team aus Kehl. Nach 100m, Weitsprung stand der 400m Lauf an. Diesen gewann er in einer 52 er Zeit nachdem Erwin Wörner ihm auf der Zielgerade zurief: „Mach langsam du musst noch 800m laufen.“ Auch den 800m Lauf gewann er souverän in seiner persönlichen Bestzeit von 2:00,0 Minuten. Zwischen den 400 Meter und den 800 Meter wurde noch die 4×100 Meter Staffel gelaufen. Eigentlich müsste die Kurve beim Weitsprung in Langenbrand seinen Namen bekommen, den Augenzeugen berichten, dass niemand diese enge Kurve so laufen konnte wie er. Manche wurden sogar hinausgetragen und stürzten. An das 40-jährige Jubiläum des TV Forsbach erinnert er sich besonders. Vor großer Zuschauerkulisse, auch Lokalmatador Erich Weiler war am Start, wurde über das Fußballfeld gesprintet und die Uhren blieben bei 10,9 Sekunden stehen. Beim Weitsprungsieg mit 6,83 Meter kannte die Begeisterung der Forbacher keine Grenzen. Weitere Bestleistungen des Jubilars sind 200 Meter in 23,0 Sekunden, 400 Meter in 50,8 Sekunden, Weitsprung 6,87 Meter und die Stabhochsprunghöhe, ohne Glasfiberstab und im Sand gelandet, von 3,10 Meter. Da erst 1974 die erste Kunststoffbahn in Ötigheim eingeweiht wurde ist klar, dass alle Leistungen auf einer echten Aschenbahn erzielt wurden (Schlacke vom Kesselhaus der Papierfabrik).

Franz SpissingerAuch als Seniorensportler war Franz Spissinger sehr erfolgreich. Seinen letzten Wettkampf absolvierte er im Jahre 2000 mit einer 4×100 Staffel der LAG Obere Murg 1960 schloss er dann den Bund der Ehe mit einer Turnerin des TV-Langenbrand, Erika Heselschwerdt. Aus dieser Ehe gingen Peter (1961) und Heidrun (1967) hervor. Beide haben mit ihren Ehepartnern dafür gesorgt, dass 2 Enkelinnen und zwei Enkel die Familie vergrößerten. Auf den Nachwuchs ist der Opa sehr stolz, denn alle sind schulisch und beruflich erfolgreich. Sohn Peter und Enkel Yannick haben die sportlichen Leistungen Ihres Vaters und Opas inzwischen getoppt (Extrabericht folgt). Inzwischen konnte er sich auch wohnlich verändern. 1975 bezog er mit seiner Familie sein gebautes Haus in Forbach. Hier ging er auch seinem zweiten Hobby mit Leidenschaft nach. Aus allen möglichen Altmaterialien wie Kupfer, Messing und anderen Metallen wurden kunstvolle Arbeiten gefertigt. So Laternen, Blumengefäße, Waagen, Kupferkessel, Schalen, Türriegel u.v. mehr. Auch auf seinem Lieblingsort dem Sportplatz Langenbrand, war sein handwerkliches Geschick immer gefragt.

Ebenso stand er als Trainer und Funktionär seinen Mann. So gingen Generationen von Nachwuchssportler/innen durch seine Hand. Sein selbst gebauter Kraftraum in Forbach konnte von seinen Schützlingen stets genutzt werden. Lange war er im Verwaltungsrat des TV-Langenbrand sowie dem TV Forbach. Weiterhin gehörte er zu der Gründungsgeneration der LAG Obere Murg. Von den Vereinen und vom Badischen- sowie dem Deutschen Leichtathletikverband hat er alle Ehrungen erhalten und ist Ehrenmitglied beim TV-Langenbrand, TV Forbach und dem Musikverein Langenbrand. Von der Gemeinde Forbach wurde er mit dem Ehrenteller für besondere Verdienste ausgezeichnet.

Im Gespräch betonte Franz Spissinger, dass er neben dem Sport besonders die Kameradschaft und Geselligkeit beim TV-Langenbrand und später auch in der LAG Obere Murg zu schätzen gewusst habe. Weggefährden über viele Jahre, manche leben nicht mehr, waren Erhard Künstel, Erwin Morlock, Klaus Illig, Helmut Gerstner, Volker Wörner, Günther Krieg, Günter Merkel und viele mehr.

Die Leichtathleten der LAG Obere Murg gratulieren ihrem großen Vorbild Franz Spissinger ganz herzlichst zum 90. Geburtstag!

Adi Marxer